Schweineborsten, Fett und Seife
Elektrizität und Wasserspülung hatte sich im Südschwarzwald noch längst nicht durchgesetzt und so gab es für die Boros als Wasserquelle auch nur den Bach vor der Tür, für Wärme Holz aus dem Wald, statt der gewohnten Zahnbürste eine aus Schweineborsten, die Paste besteht aus Seife und Fett. Selbst die Kleidung wurde rekonstruiert - und so mussten die Boros lernen, dass im Schwarzwald des Jahres 1902 auch noch keine Unterwäsche getragen wurde. Aus postmodernen Zeiten gibt es auf dem Hof nur ein knallrotes Telefon in einer versiegelten Kiste. Für den Notfall.
"Wie Marsmännchen"
Achtzehn Stunden dauert so ein Tag, und oft noch länger, weil die Berliner natürlich fast alles falsch machen, was man falsch machen kann. "In den ersten Tagen, sind wir über den Hof gefallen wie Marsmenschen", erinnert sich Vater Ismael. Die Töchter Sera und Raya, 17 und 19 Jahre alt, bogen sich vor lachen, als sie zu hause in Berlin an Gummi-Eutern das Melken übten. Im" Stall stellt es sich als harte Arbeit heraus. Und weil sie zu lange brauchen, entzündet sich auch noch der Euter der Kuh. Die Hühner legen keine Eier, weil die Zusammensetzung des Futters nicht stimmt. Wegen des Angstquiekens der Sau namens "Barney" beim Heraustreiben aus dem Stall, liegt die gesamte Familie psychisch danieder. Die Kartoffelfäule holt sich die Hälfte der Ernte. Und natürlich hätte keine Bauernfamille den richtigen Zeitpunkt für die Heuernte wegen des Geburtstages einer Tochter verpasst.
Für mich die spektakulärste und warmherzigste Entscheidung von Ismail Boro. (Anmerkung von Willi Palm)
zurück >>
|